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Historie / Geschichte der Lebenshilfe Neuwied

Historie / Geschichte der Lebenshilfe Neuwied

Historie / Geschichte der Lebenshilfe Neuwied

Historie / Geschichte der Lebenshilfe Neuwied

Die Gründung der Lebenshilfe im Kreis Neuwied ging von Herrn Dr. Heinrich Roth aus. Aufgrund seiner Initiative trafen sich am 25. Oktober 1965 im Saal des Kreismuseums in Neuwied 60 betroffene Eltern um eine Ortsvereinigung im Bereich Neuwied - Andernach ins Leben zu rufen.
 
Da es zu dieser Zeit weder einen Kindergarten, noch eine Schule für geistig behinderte Kinder in der Umgebung gab, war das Hauptanliegen der Beteiligten, so schnell wie möglich einen Ort mit Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder zu finden. Der erste entscheidende Schritt gelang dem Vorstand dank der tatkräftigen Unterstützung von Landrat Josef Oster. Am 2. Mai 1966 wurde in einigen Klassen der Kinzingschule in Neuwied - Heddesdorf eine Nachmittagsbetreuung eingerichtet. Mit anfangs bescheidenen Mitteln und viel Optimismus konnte die Arbeit beginnen. Im Laufe der Zeit wurden 53 Kinder nachmittags in der Kinzingschule betreut, die von ihren Eltern dorthin gebracht wurden. Eine weitere Erleichterung für die Eltern war die Lösung des Transportproblems im August 1967. Der Vorsitzende der Lebenshilfe, Dr. Lothar Luithlen und sein Stellvertreter, Herr Otto Doderer konnten von der Aktion Sorgenkind zwei Kleinbusse übernehmen, mit denen fortan die Kinder zur Schule und wieder nach Hause gebracht werden konnten.

Die erste eigene Schule wurde am 1. Januar 1968 mit der Pachtung der alten katholischen Volksschule in Engers gegründet. Der Umzug ermöglichte es der Lebenshilfe Neuwied von nun an bis zu 68 Kinder in sieben Klassen ganztägig zu betreuen und zu unterrichten. Dank der bundesweiten Aktivitäten der Vereinigungen der Lebenshilfe wuchs in Staat und Gesellschaft die Bereitschaft zur Unterstützung der Einrichtungen für geistig behinderte Menschen. Mit dem Landesgesetz über die öffentlichen Grund -, Haupt- und Sonderschulen wurden in Rheinland-Pfalz die bisher als Teil der Volksschulen begriffenen Sonderschulen verselbstständigt. Die Betreuungsstätte der Lebenshilfe Neuwied wurde zu einer staatlich anerkannten Sonderschule für Geistigbehinderte, dessen Schulträger der Landkreis Neuwied wurde. Nach diesem ersten großen Erfolg konnte sich die Lebenshilfe Neuwied nun einer neuen Aufgabe widmen. Da die Sonderschule schulfähige Kinder im schulpflichtigen Alter aufnahm, galt es nun sich verstärkt der Förderung von Behinderten im Kleinkindalter anzunehmen.

Am 1. April 1970 begann somit die Arbeit in dem neu gegründeten Sonderkindergarten, der fürs Erste in die Stadtschule Engers integriert wurde. Durch die Erfahrungen, die bereits in der ersten Betreuungsstätte gesammelt worden waren, erwies sich die Aufbauarbeit des Kindergartens wesentlich leichter, als vor vier Jahren. Doch bereits nach wenigen Monaten wurde deutlich, dass die räumlichen Voraussetzungen in der Stadtschule Engers den pädagogischen Anforderungen nicht mehr entsprachen. Gemeinsam mit dem Landrat und Vertretern des Sozialministeriums wurden daher Pläne für einen Neubau ausgearbeitet. Durch großzügige Spenden aus der Bevölkerung konnte sich die Lebenshilfe Neuwied ein finanzielles Fundament für ihre Aktivitäten schaffen. Da durch die wachsenden Schülerzahlen auch Überlegungen für einen Neubau der Sonderschule aufkamen, entschied man sich für ein gemeinsames Vorgehen.
 
Nach der Ausschreibung eines Architektenwettbewerbes erhielten zwei Architekten aus Andernach, E. und K. Schlossberger, den Planungsauftrag für den Kindergarten und die neue Sonderschule. 1970 konnten die Bauarbeiten auf einem neu erworbenen Grundstück in der Orffstraße in Engers begonnen werden. Die Gesamtkosten für den Kindergarten betrugen 990.000,- DM. Das Land beteiligte sich an der Maßnahme mit 695.000,- DM, die Aktion Sorgenkind bewilligte einen Zuschuss von 150.000,- DM, so dass die Lebenshilfe lediglich den Betrag von 181.000,- DM selbst aufbringen musste. Der Sonderkindergarten umfasste 3 Gruppenräume, Therapieräume und Gymnastikhalle. Schule und Kindergarten stand ein Schwimmbad zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Um den Kindern aus dem nördlichen Teil des Landkreises den weiten Anfahrtsweg zu verkürzen, wurde am 1. September 1990 eine Außengruppe des Kindergartens in Rheinbrohl eingerichtet. Parallel zu den Planungen des Kindergartens und der Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit im Volksschulbereich ergaben sich für die Lebenshilfe Neuwied noch eine Reihe anderer Problemfelder. Im schulischen Bereich war es die Sorge der Eltern aus dem Raum Andernach, für deren Kinder die Sonderschule in Engers nur begrenzte Kapazitäten zur Verfügung hatte. Im April 1972 konnte dieses Problem mit der Gründung einer Sonderschule G in Andernach gelöst werden. Durch eine Änderung des Einzugsgebietes der Sonderschulen und einer stärkeren Differenzierung im Bereich der Mehrfachbehinderungen werden heute auch alle Schüler aus dem Raum Andernach in der Förderschule Engers aufgenommen.
 
Im Bereich der erwachsenen geistig behinderten Menschen war die Hauptsorge der Eltern die Frage nach Beschäftigungsmöglichkeiten für ihre Kinder. Auch dieses Problem konnte dank der Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Koblenz, dem Caritasverband Koblenz und dem Diakonischen Werk Koblenz gelöst werden. Die Lebenshilfe Neuwied gründete eine gemeinnützige GmbH und wurde Gesellschafter der Rhein-Mosel-Werkstatt für Behinderte in Koblenz. 1972 konnte die Arbeit der Rhein-Mosel-Werkstatt in einer alten Fabrikhalle aufgenommen werden. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Behindertenarbeitsplätzen entschieden sich die Gesellschafter neben dem Aufbau der Werkstatt für die Planung eines Neubaus, der 1975 im Industriegebiet Koblenz - Rheinhafen bezogen werden konnte.
 
Heute umfasst die Rhein-Mosel-Werkstatt, neben der Hauptstelle in Koblenz, Zweigstellen in Weißenthurm, sowie Simmern und Kastellaun. Dank dieser Einrichtungen ist es möglich, Menschen mit Beeinträchtigungen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht tätig sein können, in das Arbeitsleben und damit zugleich in die Gesellschaft einzugliedern.
 
Seit 1989 gibt es zudem eine Wohnstätte in Neuwied-Engers für 36 Werkstattbeschäftigte, die im Juni 1995 um eine Außenwohngruppe in Hardert erweitert wurde. Die Bewohner dieser beiden Einrichtungen sind in den Werkstätten Heinrich-Haus Engers und Rhein-Mosel-Werkstatt beschäftigt. Die Wohnstätte bietet zusätzlich die Möglichkeit der Kurzzeitpflege / Verhinderungspflege  und eine Tagesbetreuung für Rentner an.
 
Für Ausflüge der Heimbewohner und den Transport der Kindergartenkinder besitzt die Lebenshilfe Neuwied Kleinbusse, sowie Personenwagen, welche die notwendige Mobilität garantieren.
 
Das Freizeitangebot für die Bewohnerinnen und Bewohner wurde 1997 durch die Gründung der Künstlerwerkstatt "Ankerhütte" erweitert.
 
Seit 2004 bietet die Lebenshilfe Neuwied Persönliche Assistenz und Betreutes Wohnen in den Lebenshilfe-Häusern "Engers", "Heddesdorf" und "Feldkirchen" an.
 
Die Individuelle Schulbegleitung (Integrationshilfe) ist ein weiteres Angebot der Lebenshilfe Neuwied.
 
Eine weitere Hauptaufgabe des ehrenamtlichen Vorstandes der Lebenshilfe Neuwied war und ist die Vertretung der Menschen mit geistiger Behinderung gegenüber Verwaltungen und Gesellschaft. Viele Gesetze und Verordnungen, die einer Verbesserung der Lebenssituation behinderter Menschen dienen sollen, wurden in den 1960er und 1970er Jahren beschlossen. Dabei sind viele Anregungen der Lebenshilfe - teilweise hart erkämpft - mit eingeflossen. Diese zahlreichen Erfolge, die seit der Gründung einer Ortsvereinigung der Lebenshilfe in Neuwied - Andernach erzielt wurden, sind in hohem Maße dem Gründungsvorstand, dem derzeitigen Vorstand und den Mitarbeitenden der Lebenshilfe zu verdanken.